Willkommen beim Freundschaftskreis Bellheim-Koźmin Wlkp/Polen e.V.

Historie

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1988

Im Januar konnte mit dem Speyerer Transport, eine große Paketsendung von Bellheim nach Oppeln mitgegeben werden, ein Auto aus Koźmin holte die Pakete in Oppeln ab.Im Hause der Familie Geißert stapelten sich die Hilfsgüter, es war eine große Hilfsbereitschaft der Menschen in Bellheim und Umgebung. Wir planten den in Koźmin versprochenen LKW-Transport für April. Herr Immesberger vom Caritas Verband Speyer, reservierte uns für diese Zeit den bereits von Eugen Geißert im Oktober 1987 gefahrenen 7,5 t LKW. Erneut wurde zur Hilfsgüterannahme im Hause Geißert aufgerufen. Wie immer mit erfolgreichem Ergebnis.

Als Fahrer des LKW Eugen Geißert und Karl-Heinz Frey, die 2 Begleit-Pkw mit Irma, Matthias und Susanne Geißert, Katharina Frey, Ludwig, Lucia und Christian Müller. Der LKW mit großer Ladefläche und hohem Kastenaufbau wurde bis zum letzten cm ausgefüllt. Es konnte nicht alles geladen werden, weil so viele dem Aufruf folgten.

Nun nahm die Reise ihren Lauf, Speyer, Heilbronn, Nürnberg, Bayreuth, Hof, BRD – Grenze, Rudolfstein/Hirschberg, Papiere abstempeln, DDR – Grenze , Ausweiskontrolle, Transitgebühr bezahlen, Zollkontrolle, nochmalige Kontrolle mit den Hunden, Verblombung der Ladung, dann wieder alle Papiere zur Weiterfahrt auf der Transitstrecke nach Hermsdorfer Kreuz, Gera, Karl-Marx-Stadt, Dresden, Cottbus DDR - Grenze Forst, gleiche Prozedur der Grenzbeamten. Polengrenze Olszyna, Paßkontrolle, Ladungskontrolle, Zollkontrolle, viele Formalitäten und Weiterfahrt über die alte Kriegsautobahn nach Breslau, Brieg, und Oppeln zur endgültigen Zollabfertigung.

Bis zu 25 Stunden dauerte die Fahrt, meistens ohne Schlaf. Es waren große Strapazen für jeden einzelnen Mitfahrer.

In Koźmin angekommen waren die Strapazen vergessen, denn dieser herzliche Empfang entschädigte für alles. Abgeladen wurde in der Pfarrei St. Stanislaus bei Pfarrer Goj, den Elisabethen – Schwestern, dem Krankenhaus und in vielen Privathaushalten, welche wir alle besuchten und die vorbereiteten Pakete ablieferten. Bei diesen Gesprächen versuchten wir herauszufinden was benötigt wird, es gab nichts zu kaufen in Polen, was brauchen die Kinder, wie sind die Arbeitsplätze, was verdient ein Familienvater. Durch diese Anteilnahme hatten wir viele Freunde gewonnen. Sie wussten es gibt Deutsche die sich für uns interessieren. Als wir Richtung Heimat starteten, war schon klar der nächste Transport findet in 6 Wochen statt.

Nachdem soviel Hilfsgüter zusammen gekommen sind, ging der Transport, wieder mit Eugen Geißert und Karl-Heinz Frey und Begleitfahrzeug mit Irma Geißert Katharina Frey, Matthias und Susanne Geißert, Mitte Mai nach Koźmin. Wieder die langen Wartezeiten und ein geplatzter Reifen am LKW auf der Autobahn Richtung Oppeln, - das ist noch einmal gutgegangen -. Eugen Geißert und Karl-Heinz Frey wechselten den Reifen. Dadurch konnte in Oppeln an diesem Tag keine Zollabfertigung mehr durchgeführt werden, wir mussten uns ein Quartier suchen, Prälat Baldy hat uns ohne zu zögern Betten bereitgestellt. Für den defekten Reifen, konnten wir nach langen Verhandlungen einen Ersatz bekommen, der jedoch bei der nächsten Fahrt, wieder nach Oppeln zurück musste.

Auch hier hatte Irma Geißert seltsame Begegnungen, beim Warten am nächsten Tag auf den Zoll, kam eine Frau auf mich zu mit der Frage: „ wo kommen Sie her aus Ostdeutschland oder Westdeutschland“ ich sagte: „ aus Westdeutschland“, sie zeigte mir vertrauensvoll ihren Arm mit der eingebrannten Nummer aus Auschwitz, als 14-jährige wurde sie ins Lager gebracht, sie erzählte bestimmt ein Stunde lang, ich hörte aufmerksam zu. Die Erinnerungen an eine grausame Jugendzeit, sie hatte alle Familienmitglieder in Auschwitz verloren. Ich konnte ihr nicht viel auf den Weg mitgeben, dennoch war sie sehr dankbar das gerade eine Deutsche ihr zugehört, und Zeit für sie hatte.

Der Zollbeamte ließ sich Zeit und kam auch an diesem Tag erst am späten Nachmittag. Sämtliche Pakete mussten ausgeladen und wieder eingeladen werden. Danach ging es nach Koźmin. Wir wurden wieder freundlich empfangen und luden an den verschiedenen Stellen ab, wieder standen viele Besuche auf dem Programm.

Beim Abschied luden Eugen und Irma Geißert Pfarrer Goj nach Bellheim ein. Pfarrer Goj nahm diese Einladung dankend an und kam im Sommer nach Bellheim. Mit dem Zug von Ostrow über Breslau durch die damalige DDR nach Frankfurt und weiter nach Karlsruhe. Eugen und Irma Geißert hatten ihn bereits in Karlsruhe am Bahnhof erwartet, und brachten ihn nach Bellheim. Nach ersten Gesprächen und Erfrischungen bei Familie Geißert kam das erste Zusammentreffen mit Dekan Hirsch. Pfarrer Goj wurde bei den Schwestern in der Schulstraße untergebracht. Im Sonntagsgottesdienst stellte Pfarrer Hirsch seinen polnischen Amtsbruder der Gemeinde vor, seine Deutschkenntnisse waren so gut, das er die Urlaubsvertretung von Pfarrer Hirsch übernahm. In einem gut besuchten Diaabend erzählte Pfarrer Goj von Koźmin und von Polen. Im Dankgottesdienst bedankt sich Pfarrer Goj für die großangelegte Hilfe aus Bellheim für seine Stadt. Herr Pfarrer Hirsch bedankt sich für die Vertretung und bringt den schwer beladenen Pfarrer Goj zum Zug nach Frankfurt.