Willkommen beim Freundschaftskreis Bellheim-Koźmin Wlkp/Polen e.V.

Historie

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1990

Am 06.02.1990 findet der erste Filmvortrag über die Hilfstransporte nach Koźmin statt. Vom 13. - 21.04.1990, die erste Fahrt nach der DDR – Grenzöffnung. Mit dem Kleinbus beladen mit 337 kg Medikamente und Kindernahrung fuhren Eugen, Irma, Matthias und Susanne Geißert, Eva Kraus und Peter Kappesser nach Koźmin. Es war Karfreitag, die Straßen waren voll von Autos Richtung Osten. Von Hof ehemalige DDR- Grenze bis nach Dresden brauchten wir 6 Stunden, im Schritttempo ging es vorwärts. Die Menschen säumten die Autobahn mit Deutschlandfahnen in der Hand, selbst genäht an Bohnenstangen festgemacht. Es waren bewegende Momente, zu sehnen wie sich Menschen über die noch ungewisse Freiheit freuen können.

Nach der erlebnisreichen Fahrt wurden wir in Koźmin von Pfr. Goj, Pfr. Wittke, Dr. Hadas und den Schwestern herzlich begrüßt. Viele Leute fragten während unseres Aufenthaltes nach, ob sie Hilfsgüter abholen können, es musste eine Absage erteilt werden, da die mitgebrachte Ware fast ausschließlich für das Krankenhaus bestimmt war.

Im Sommer kommt Pfarrer Goj für 3 Wochen nach Bellheim zur Erholung und gleichzeitiger Unterstützung für Pfarrer Hirsch. Nach den Sommerferien begann das sammeln und Beschaffen der Hilfsgüter für die große LKW Tour im Oktober. Es sind beachtliche Mengen Hilfsgüter zusammen gekommen. Der LKW – Zug der Brauerei mit einem Bruttogewicht von 10170 kg Hilfsgüter gefahren von Kurt Riedel und Fritz Jeckel. Den geliehenen Kleinbus der Gemeinde Bad Dürkheim beladen mit 680 kg Fahrer Eugen Geißert und Alfred Dörrzapf.

Der Kleinbus der Pfarrei St. Nikolaus als Begleitfahrzeug mit 182 kg Dachgepäck, Fahrer Hans Ludwig Müller und Irma Geißert, mit dabei Luzia Müller, Sophie Riedel, Gudrun Dörrzapf Elfriede Jeckel, Matthias und Susanne Geißert. Der Wert dieser Lieferung übersteigt mehr als 150.000,00 DM, Kindernahrung, Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, Medikamente, med. Geräte, 300 Stück neue Herrenhemden und 750 Mohrenköpfe und vieles mehr. Wieder sind beteiligt Lions-Club Germersheim, Pfarrgemeinderat Leimersheim sowie die bereits genannten Gruppen und Vereine von Bellheim sowie Pfarrer Knörr aus Bad Dürkheim und Pfarrer Hirsch aus Bellheim.

Am 13. Oktober 1990 um 03:00 Uhr früh setzt sich das 12 köpfige Team Richtung Koźmin in Bewegung. Alle Mitfahrer stellten ihren Urlaub zur Verfügung, jeder hatte seine eigene Verpflegung dabei. Nur die VISA – Kosten und der Treibstoff für die Auto fielen der Aktion – Polenhilfe zur Belastung. Jeder brachte seinen persönlichen Einsatz. So konnten die gespendeten Gelder zu 95 % für Hilfsgütereinkauf verwendet werden. Die Ausnahmegenehmigung zur freien Fahrt an Sonn- und Feiertagen bekamen wir von der Kreisverwaltung Germersheim. In Bellheim wurden wir gefragt, „warum tut Ihr das, ausgerechnet Polen“ Anrufe und Briefe, ja fast schon Belästigungen mussten wir über uns ergehen lassen, dennoch ging unser Weg gerade weiter, heute weiß man das es sich gelohnt hat weiter zu machen. In Polen tauchte die Frage auf, „kommen sie noch einmal wieder?......... warum leisten sie diese selbstlose Hilfe für Menschen die ihnen nichts zurückgeben können.

Zurück bekommen haben wir viel mehr, Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Dankbarkeit hatte uns für all unsere Mühe entschädigt. Unsere Antwort: „Warum wir das tun wissen wir nicht, aber in unseren Herzen ist es klar das wir es tun müssen“. Wir leisteten Pionierarbeit an der Basis, ein Händedruck ein Lächeln eine nette Geste, Pakete in die Familien zu bringen, dahinter stand weitaus mehr, in Polen wusste man, wir sind nicht allein, in Deutschland gibt es Menschen die an uns denken.

Die Freundschaft beginnt sich auszuweiten, ein großer Schritt zur Völkerverständigung. Brücken wurden gebaut, der Grundstein für das gemeinsame Europa wird gelegt.

Ausschnitte aus Schwester Kasyldas Brief:

Im Namen unserer Kranken und Hilfsbedürftigen, und als Krankenschwester in eigenem Namen, danke ich von Herzen für die ganze Sendung, wie Medikamente, Verbandstoff und Kleinkindernahrung. Die wertvolle Sendung hat uns sehr gefreut. Großherzige Menschen brachten für die Armen, Kranken und Rentenempfänger viel Wärme in ihr nicht leichtes Leben. Unsere jetzige Lage traf diese Gruppen am härtesten. Wir haben keine Worte als Dank für die Hilfsbereitschaft. Ihre stets dankbar gesinnte Krankenschwester Maria Kasylda.

Wir konnten feststellen es gibt in den Läden viel mehr zukaufen wie vor einem halben Jahr. Die Angst ein Grundnahrungsmittel nicht zu bekommen ist Vergangenheit, jedoch durch die Teuerung auf dem ganzen Sektor verarmen die kinderreichen Familien und ältere Leute immer mehr. Das Geld, die Rente reicht bei weitem nicht aus. Weitere Hilfe ist in jedem Fall noch notwendig. Dies bestätigt auch Schwester Stefanie vom Caritas in Oppeln und sagte uns: „ Nach so vielen Jahren auf keinen Fall aufhören“ . Die seit 1981 geknüpften Kontakte konnten weiter vertieft werden. Wer dabei war spürte es, bei einer solch groß angelegten Hilfsaktion stehen zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund, welche sich bei jedem Besuch weiter vertiefen.

Irma Geißert